REZENSION: „DIE KUNST DES ATMENS“ von TJ Klune

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TITEL: Dies Kunst des Atmens
TITEL ORIGINAL: The Art of Breathing
AUTOR: TJ Klune
UEBERSETZER: Teresa Simons

HERAUSGEBER: Dreamspinner Press

COVERDESIGN: Paul Richmond
GENRE: Zeitgenössisch
E-BOOK: Ja
PRINTAUSGABE: Nein
PREIS:  6,37€ (Amazon), $6.99 (Dreamspinner Press)
SEITENZAHL: 376 Seiten
VEROFFENTLICHTAM: 18. August 2015

 

KLAPPENTEXT:  Fortsetzung zu Familiengründung, Artenschutz inbegriffen

Nach seinem Schulabschluss verließ der sechzehnjährige Tyson Thompson die Stadt Seafare in Oregon zuversichtlich und mit großen Plänen, musste jedoch bald herausfinden, wie grausam die wirkliche Welt ist. Nun kehrt er nach vier Jahren des Versagens, einem Kampf gegen die Abhängigkeit und mit einer diagnostizierten Panikstörung an die Küste zurück. Sein Bruder Bär und dessen Mann Otter sind davon überzeugt, dass Tyson dort zu sich selbst zurückfinden wird. In der grünen Monstrosität und umgeben von seiner Familie bemüht sich Tyson, die Scherben seines Lebens wieder zusammenzusetzen.

Doch nicht lange nach seiner Rückkehr erfolgt die unvermeidliche Konfrontation mit Tysons Kindheitsfreund und erster Liebe Dominic Miller, mit dem er seit seiner Abreise aus Seafare keinerlei Kontakt hatte. Die Begegnung reißt alte Wunden auf, legt neue Geheimnisse offen und macht Tyson klar, dass seine Vergangenheit noch vielschichtiger ist als vermutet.

Zwischen vertrauten Gesichtern, neuen Freunden und alten Erinnerungen an die folgenschwere Entscheidung seiner Mutter erkennt Tyson, dass er sich für eine glückliche Zukunft erst mit seiner unglücklichen Vergangenheit auseinandersetzen muss.

AnneDir dritte Band zur „Bär, Otter und der Junge“-Reihe wird diesmal aus der Sicht von Tyson erzählt. Das Buch ist sehr emotional, tiefgründig aber nicht weniger humorvoll als die bisherigen Bücher. Neben einem kurzen Rückblick, wie Tyson und Dominic sich getroffen haben, berichtet uns Tyson von seinem Leben, ab dem Zeitpunkt, wo wir ihn im zweiten Buch verlassen haben.

Der Junge ist dabei seinen Highschoolabschluss mit Auszeichnung zu machen (wie soll es auch anders sein) und bereitet sich darauf vor, ca 5.000 Meilen weit weg aufs College zu gehen. Dass er dabei Teile seiner Familie und seinen allerbesten Freund zurück lassen muss, scheint ihm erst richtig bewusst zu werden, als die Zeit des Abschieds immer näher rückt. Als er dann seinen besten Freund auch noch mit einer anderen rumknutschen sieht, bricht für Tyson eine Welt zusammen. Er merkt, dass seine Gefühle mehr sind als nur Freundschaft. Er fühlt sich verraten und weiß aber auch nicht damit wirklich umzugehen. Bis zuletzt hofft er, dass Dominic ihn bittet zu bleiben. Die Worte bleiben jedoch unausgesprochen. Er zieht mit seinem Bruder Bär und dessen Mann, Otter, der wie ein Bruder-Vater für Tyson ist, weit weg und geht aufs College. Als dann mit einem Mal ein erschütternder Brief von Dominic kommt, reißt es Tyson den Boden unter den Füßen weg. Er will keine Erklärungen hören, alles was er sieht und fühlt ist Angst, Verlust und Verrat. Er bricht den Kontakt zu Dominic ab. Während sein Bruder und Otter im Sommer regelmäßig nach Hause fahren, bleibt Tyson allein zurück. Es geht sogar soweit, dass er seine Gefühle mit Tabletten betäubt. Er macht einen Entzug, mit Bärs und Otters Hilfe steht er es durch. Bis das College ihn suspendiert. Mit seinem neuen besten Freund (besten Freundin) und Ex, Corey/Kori, im Schlepptau, fährt Tyson mit seiner Familie zurück nach Hause nach Seafare zur grünen Monstrosität. Seine Familie wieder zu sehen, tut ihm gut, hat er aber dennoch Angst, Dominic zu treffen. Jedoch ist dieser beim Willkommensessen nicht mit dabei, seine Familie hat Rücksicht genommen, obwohl auch Dominic zur Familie gehört. Und wie soll es anders sein? Man nehme Bär, ein wenig zu viel Alkohol und ein brisantes Thema, dass man in einer solchen Runde besser nicht so drastisch zur Sprache bringt, und das Thompson-Familiendinner ist perfekt!! Man wartet eigentlich regelrecht drauf und „Neuling“ Corey kommt ganz auf seine Kosten, die angepriesene Familie seines besten Freundes und die leicht neurotische Seite dessen großen Bruders kennenzulernen.

Aber Tyson kann sich nicht ewig drücken und muss Dominic über kurz oder lang bald gegenübertreten. Dass Dom dann auch ausgerechnet der Polizist ist, der Tyson und Kori festnimmt, damit hat man ja nicht sofort gerechnet. Tyson muss zugeben, dass er seinen Freund vermisst hat, ein klein wenig zumindest, auch wenn ihm seine Hormone und pubertären Gedanken diesbezüglich den Gar ausmachen wollen. Aber wer kann schon einem an die gefühlten zwei Meter großen, muskulösen, dunkelhaarigen und verdammt sexy Cop widerstehen? Tyson fühlt sich immer noch zu ihm hingezogen, doch siegen seine Gefühle des betrogen worden seins. Als dann auch noch eine kleine Überraschung oben drauf kommt, ist Tyson vollkommen am Ende. Dennoch kann Corey/Kori ihn davon überzeugen, sich zumindest mit Dominic auszusprechen. Die beiden gehören nun einmal zusammen, vier Jahre Funkstille hin oder her. Sie sind halt unvermeidlich. Sie versuchen miteinander zu reden und Tyson muss eingestehen, dass er nicht alles gewusst hat oder sehen wollte. Während seine Familie einiges, was in den vier Jahren passiert ist, vor ihm verheimlicht hat um ihn zu schützen, ist Tyson allem anderen gegenüber eher wie blind gewesen. In der Hinsicht ist er halt wie sein Bruder. Das Offensichtliche ist ihm ein Rätsel und vollkommen nicht erkennbar. So sieht er nicht, dass Dominic ihn liebt, mehr als nur wie einen Bruder oder besten Freund. Als Tyson sich bei seiner Highschoolabschlussrede geoutet hatte, war es für Dominic wie ein Licht am Horizont. Doch dann ging alles schief, was nur schief gehen konnte. Jetzt ist Tyson wieder da, aber dennoch hat sich nichts zum Besseren gewendet oder bestehen Chancen darauf. Corey gibt aber dennoch nicht auf, denn wie auch alle anderen, sieht er, dass die beiden nun mal zusammen gehören. Dass es dann erst einen gemeinsamen Trip quer durch die Wüste zu einer Dragqueen, eine Übernachtung in einem Fetischverließ und Geschichten über einen homophoben Papageien braucht, damit die beiden sich endlich näher kommen und küssen, hätte man sich bei Bärs kleinem Bruder eigentlich denken können, oder nicht? Auf ihrem Heimweg machen Dominic und Tyson aber noch einen Umweg. Tyson muss, um sich und Dominic eine Zukunft aufbauen zu können, mit seiner Vergangenheit abschließen. Um einen Besuch bei seiner Mutter kommt er dabei aus seiner Sicht nicht drum herum. Vor Ort begegnet er auch seiner kleinen Halbschwester, Izzie. Dass seine Mutter sich in all den Jahren nicht geändert hat, ist schrecklich, aber dass sie dadurch erneut ein Kind mit versaut, ist umso übler. Wobei die kleine Izzie bis jetzt auch keine Hilfe oder Unterstützung hat, so wie Tyson sie mit Bär hatte und umgekehrt. Tyson verspricht ihr, sie niemals zu vergessen und dass sie jederzeit zu ihm kommen könnte, wenn sie einmal Hilfe braucht. Schweren Herzens aber dennoch ein wenig erleichtert, macht Tyson sich auf den Rückweg, Dom an seiner Seite wissend. Die beiden kommen sich näher und schmieden Pläne für die Zukunft. Tyson ist aber noch nicht ganz fertig und lässt noch einmal eine Bombe platzen. Er will alleine zurück ans College, um sein Studium zu beenden. Er will und muss es sich beweisen, dass er es auch alleine schafft. Den Kontakt behält er bei, wären sie alle doch nur eine Ablenkung für ihn, wenn sie direkt bei ihm wären. Er läuft also nicht wieder davon, sondern braucht einfach nur eine Chance, diesen letzten ihn belastenden Kampf alleine auszutragen. Und wie könnte es anders sein? Natürlich haben wir wieder ein Happy End. Es wurde auch langsam Zeit, dass der Junge jemanden findet, bei dem er ganz er selbst sein kann. Jemanden, der ihn versteht und für ihn da ist, wenn der Tag mal wieder mies war. Dom ist perfekt für ihn. Die beiden sind unvermeidlich. Und beide haben sich und ihr Happy End total verdient.

Was ich gut fand, war, dass es diesmal aus Tys Sicht war und auch Teile aus ihrer Vergangenheit mit einbezogen hat, die man so aus seiner Sicht ganz anders wahr nimmt. Und mal ehrlich, er ist echt eine kleine Kopie von Bär, zwar mit mehr im Kopf, aber was soziale Fähigkeiten und vor allem seine Blindheit Gefühlen gegenüber angeht…Manchmal will man die beiden einfach nur schütteln und dann knuddeln!! Sie haben ihr Glück direkt vor der Nase und wirklich jeder einzelne andere kann es sehen….nur die beiden nicht. Dass man dann immer etwas nachhelfen muss, da bewundert man die Menschen drum herum für ihre Geduld und möchte kleine Fleißbienchen verteilen.

Tys innere und tiefste Gedanken zu erfahren, war schon heftig und sehr bewegend. Solche Gefühle und Gedanken sollten Kinder und Jugendliche in seinem Alter niemals haben müssen. Mit Bärs und Otters Hilfe und der ihrer ungewöhnlichen Familie, hält der Junge sich zwar auf der Spur, aber dass auch irgendwann mal Grenzen erreicht sind… Es ist teilweise wirklich bewundernswert, wie mutig Ty sich durchs Leben kämpft und schlägt, anders kann man es gar nicht bezeichnen. Als er dann einsieht, dass er nur voran kommt, wenn er mit seiner Vergangenheit, sprich seiner Mutter abschließt, bricht es einem fast das Herz. Auch als er ihr dann gegenübersteht, am liebsten hätte ich ihr mal ordentlich den Marsch geblasen, diese Frau bringt mich einfach zur Weißglut. Die arme Izzie. Aber vielleicht hören wir von der kleinen Maus ja im nächsten Buch? Dass auch Bär und Otter in diesem Buch nicht zu kurz kommen, ist grandios. Zusammen mit Anna und Creed und dem kleinen JJ, einfach toll. Man erwartet geradezu ein solches Familienessen, bei dem Bär leicht neurotisch Monologe hält. Der Kinderwunsch der beiden war ja schon im zweiten Buch ansatzweise zu erkennen, dass sie ihn jetzt auch umsetzen wollen, find ich super. Lauter kleine Bärenotter auf die man sich freuen kann! Aber auch die Hingabe und den Beschützerinstinkt, vor allem von Bär, ist immer noch herzerwärmend und lässt einen Tränen in die Augen steigen. Ty ist nicht allein und alle wissen, dass er die Kraft hat, wieder auf seinen Weg zurück zu finden. Und Ty hat sich sein glückliches Happy End mit Dom an seiner Seite nun wirklich redlich verdient! Kurzum ein wirklich tolles Buch, eine klasse Fortsetzung, teilweise etwas langatmig, aber dennoch absolut lesenswert. Man kann diese Familie auch einfach nicht vergessen und ich hoffe, bald mehr von ihnen lesen zu können.

 

infinito 4

REZENSION: „BAR OTTER UND DER JUNGE“ von TJ Klune

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TITEL: Bär, Otter und der Junge
TITEL ORIGINAL: Bear, Otter and the kid
AUTOR: TJ Klune
UEBERSETZER:  Christina Zimmermann

HERAUSGEBER: Dreamspinner Press

COVERDESIGN: Paul Richmond
GENRE: Zeitgenössisch
E-BOOK: Ja
PRINTAUSGABE: Nein
PREIS:  6,30€ (Amazon), $6.99 (Dreamspinner Press)
SEITENZAHL: 467 Seiten
VEROFFENTLICHTAM: 03. September 2013

 

KLAPPENTEXT:  Drei Jahre zuvor hat sich Bär McKennas Mutter mit ihrem neuen Freund aus dem Staub gemacht – wohin, weiß niemand. Damit war Bär gezwungen, seinen sechsjährigen Bruder Tyson, besser bekannt als `der Junge`, allein aufzuziehen. Seitdem haben sie sich irgendwie durchgeschlagen. Doch da Bär sein ganzes Leben dem Jungen widmet, bleibt ihm nicht allzu viel Zeit für sein eigenes. Außer ein paar wenigen Ausnahmen hat er sich von der Welt zurückgezogen, aber das ist durchaus okay für ihn. Bis Otter nach Hause kommt.

Otter ist der ältere Bruder von Bärs bestem Freund. Und wie fast ihr ganzes Leben zuvor und ohne das Bär es wahrhaben wollte, sprühen zwischen ihnen wieder heftig die Funken. Nur, dass es diesmal keine Möglichkeit gibt, vor den tiefen Gefühlen zwischen ihnen zu fliehen. Bär glaubt noch immer, dass sein Platz an der Seite des Jungen ist, doch er kann nicht anders, als immer wieder darüber nachzudenken, ob es auf dieser Welt auch etwas für ihn geben könnte… etwas oder jemanden.

AnneDieses Buch hat mich einfach nur umgehauen. Es ist bewegend auf jede nur sich vorzustellende Art und Weise. Dabei ist es in keinster Weise oberflächlich oder eine 08/15 Romanze über ein Coming out. Die Schreibweise ist einfach gehalten und man liest sich sehr schnell ein. Dass die Erzählweise des Protagonisten, Derrick alias Bär, den Leser regelrecht mit einbezieht und einem wie in einem gemütlichen Gespräch unter vier Augen seine Geschichte näherbringt, ist einfach fantastisch. Man ist gleich gefangen und fühlt sich behaglich und lauscht gespannt seiner herzzerreißenden, gefühlvollen und bewegenden aber dennoch humorvollen Geschichte..

Als Bär eines Tages nach Hause kommt bricht für ihn eine Welt zusammen. Seine Mutter hat ihn und seinen fünf Jahre alten Bruder einfach zurückgelassen, sein ganzes fürs College gespartes Geld mitgenommen und hat sich mit ihrem aktuellen Lover aus dem Staub gemacht. Gerade achtzehn geworden, sieht er sich mit der geballten Realität des Erwachsenwerdens konfrontiert, als er nun die alleinige Verantwortung für Tyson übernehmen muss. Aber so allein ist er auch nicht. Sein bester Freund Creed, dessen großer Bruder Oliver (alias Otter) und seine Freundin Anna stehen ihm zur Seite. Seine Collegepläne über den Haufen werfend, verspricht er sich selbst, alles für seinen geliebten kleinen Bruder zu tun, was er nur kann. Dass der kleine Ty (alias der Junge) da manchmal erwachsener wirkt als sein großer Bruder, ist zum einen recht unterhaltsam und komisch, zeigt aber auch, dass Ty viel mehr mitbekommt, als ihm gelegentlich guttut und dass er ein verdammt cleverer kleiner Kerl ist. Zwischen Otter und Bär schwebt immer etwas Unausgesprochenes und nicht direkt greifbares. Als Bär in einer alkoholvernebelten Nacht Otter küsst, scheint alles was sie sich wieder mühsam aufgebaut hatten, wie ein Kartenhaus zusammen zu fallen. Otter macht sich aus dem Staub, obwohl er versprochen hatte, immer für Bär und den Jungen da zu sein. Bär ist am Boden zerstört und der Junge verliert das letzte bisschen Vertrauen, dass ihm noch geblieben ist. Sie rappeln sich auf und machen weiter. Nach drei Jahren kommt Otter allerdings nach Hause und alles ändert sich. Bär weiß, dass Otter schwul ist und schon immer war. Er versteht nur seine eigenen Gefühle nicht, die er für ihn zu hegen scheint. Er ist blind für alles, was Gefühle betrifft und für alle anderen offensichtlich scheint, vor allem für den Jungen. Er ist doch nicht schwul? Als auch Anna endlich begreift, was mit Bär los zu sein scheint, trennt sie sich schweren Herzens von ihm und ruft Otter an, damit der sich um Bär kümmert. Sie kommen sich näher und Otter erklärt ihm, warum er gehen musste. Bär ist gerührt und gibt seinen Gefühlen endlich eine Chance sich zu entfalten und aus ihrem dunklen Versteck zu kommen. Wie Otter sich um ihn kümmert und ihm Zeit lässt, sich daran zu gewöhnen, ist rührend und wunderschön. Sie können nicht ohne einander, aber dennoch hat Bär Angst, sich jemand anderem zu offenbaren. Er kann nicht schwul sein, denn andere Männer interessieren ihn nicht oder wirken ansprechend auf ihn. Kann man nur für einen Mann schwul sein? Er hat nicht nur Angst davor, ein Label aufgedrückt zu bekommen sondern auch, dass er Otter nicht verdient. Er verdient es nicht, glücklich zu sein oder jemanden zu haben, der ihn liebt. Otter versucht ihm jedes Mal das Gegenteil zu beweisen, wie auch der Junge ihm ständig eine Predigt hält, Bär brauche auch jemanden, der sich um ihn kümmert. Als Bär Otter endlich seine Liebe gesteht, scheint alles perfekt. Jetzt müssen sie ihre Beziehung nur noch Otters kleinem Bruder und Bärs bestem Freund, Creed, und Anna erzählen. Aber wie es nun mal in jedem Leben so ist, wenn es zu perfekt läuft, hat die Sache einen Haken. Und dieser taucht in Form von Bärs und Tys Mutter auf. Dass sie aus heiterem Himmel plötzlich vor der Tür steht, schockt nicht nur Bär und Co. sondern auch den Leser bis ins Mark. Als Bär sie vor Wut konfrontiert, was sie wolle und sie wieder dahin verschwinden soll, wo sie hergekommen ist, wird aus der weinerlichen, um Vergebung bittenden Versagerin von einer Mutter plötzlich ein hinterlistiges kaltherziges Biest. Sie erpresst Bär damit, er soll sich von seinem sogenannten Freund trennen, sonst würde sie Ty mitnehmen. Sie hat schließlich keine elende Schwuchtel großgezogen, die sich versündigt. Bär ist entsetzt und stinksauer. Er hat alles getan, um für seinen kleinen Bruder da zu sein und jetzt taucht diese anmaßende Frau auf und bricht ihre heile Welt in Stücke. Bär muss sich entscheiden, die erste wahre Liebe seines Lebens, ohne die er nicht mehr er selbst sein würde und ohne die er zerbrechen wird oder sein über alles geliebter kleiner Bruder, den er geschworen hatte, immer zu beschützen. Bär tut das einzig logische für ihn und trennt sich von Otter. Dass er seinen geliebten Otter damit vollkommen zerbricht, sieht er durch seinen eigenen sturmverhangenen Schleier nicht mehr. Er zerbricht selbst daran, bis ihn Ty durch einen kleinen Schockmoment daran erinnert, dass es nicht nur sie beide gibt in dieser Familie. Familie ist wirklich nicht nur auf das Blut beschränkt. Gemeinsam mit Creed, Anna und ihrer liebreizenden Nachbarin, Mrs Paquinn, stricken sie einen Plan, der Bär seinen Otter wieder zurück bringen soll und dafür sorgt, dass Ty bei Bär bleiben kann. Als dann auch noch Otters Ex auftaucht bevor Bär ihn zurück gewinnen kann, scheint alles verloren für Bär und er droht in seiner Trauer und Verzweiflung zu ertrinken. Wie könnte jemand wie er auch Glück verdient haben, geschweige denn jemanden, der ihn liebt? Ty ist sein Anker und erdet ihn….und er tritt ihm in den Hintern, wenn es sein muss. Kann er Bär aber auch überzeugen, sich erneut auf Otter einzulassen?

Die Beziehung und Dynamik der beiden Brüder ist mehr als harmonisch, man merkt sofort, dass es im eigentlichen nur sie beide gibt. Sie sind aufeinander eingespielt und kennen den anderen in und auswendig. Dass Ty dann auch noch ein kleiner überschlauer Kopf ist und Bär hin und wieder vollkommen aus der Bahn wirft mit seinen Kommentaren oder Fragen, lockert die ganze Geschichte total auf. Man muss Ty einfach sofort liebhaben. Obwohl erst neun Jahre alt, wirkt er erfahrener als ihm manchmal gut tut oder man von ihm erwartet. Zum Teil ist es erschreckend, zeigt es doch, wie schnell er im Endeffekt erwachsen werden musste, nachdem ihre Mutter sie verlassen hatte. Bär wiederum ist auf seine etwas tölpelhafte Art was Gefühle angeht total zum knuddeln. Tiefere Gefühle haben bei ihm nicht wirklich Platz, da er der Meinung ist, sie nicht verdient zu haben. Außer seinen kleinen Bruder, wirkt seine Beziehung zu Anna eher oberflächlich. Nur Otter scheint das zu ändern. Er weckt in ihm Gefühle, die er nie gedacht hätte jemals zu fühlen und die ihm eine Heidenangst machen. Die vergleiche mit einem Meer, Wind oder gar einem Sturm und dem Gefühl zu ertrinken, die Bär stets zieht sind dabei sehr bildhaft und wirken regelrecht passend. Es hilft sein jeweiliges Dilemma anschaulicher rüberzubringen und auch so intensiv wahrzunehmen, wie Bär es gerade fühlt. Sein „Problem“, nicht wirklich zu realisieren, dass er einen Mann liebt, wird in keinster Weise übertrieben oder lapidar dargestellt. Der Zwiespalt, da er nie wirklich so intensiv gefühlt hat in seinem Leben, weil er sich alles verweigert hat, der Angst davor, sich darauf einzulassen, weil er daran zerbrechen könnte wenn es schief geht und dem innigen Wunsch, einfach nur gehalten zu werden und in Sicherheit zu sein, zerreißt einen beim Lesen selbst beinahe. Ich weiß gar nicht, wie oft ich mich beim Lesen so hilflos gefühlt habe wie Bär oder den Drang verspürt habe, einfach loszulassen und zu Otter zu rennen und mich einfach nur in Sicherheit zu fühlen und zu wissen. Otters Erklärung, warum er gehen musste, ist berührend und bringt so einiges Licht ins Dunkel. Otter wollte Bär und sich selbst auch Zeit geben, aber nach einem weiteren Zusammentreffen weiß Otter, dass es das Beste ist, Bär gehen zu lassen, obwohl er ihn so sehr liebt. Er beginnt neu zu leben und beginnt sogar eine Beziehung, doch nichts bringt ihn dazu, Bär zu vergessen. Sein Leben bestand bisher aus dem Kampf um Bär und den kann und will er nicht aufgeben. Bär ist gerührt, und ich war es auch. Die beiden dann zusammen zu sehen ist einfach magisch. Otter und Bär gehören einfach zusammen. Als dann nur noch der kleine Schubs von Ty fehlt, ein romantisches Dinner vorzubereiten, damit Bär Otter endlich seine Liebe gesteht ist unbezahlbar. Dass das langwierig vorbereitete Date dann auch noch in die Hose geht, macht gar nichts, da Bär seinem Otter endlich versichert, dass er ihn liebt. Alles scheint wirklich perfekt, bis dieses Miststück an Mutter von Bär und Ty urplötzlich wieder auftaucht. Ich hätte ihr ja an die Gurgel gehen können!! Ich habe meinen Kindle regelrecht angeschrien, wie sie es nur wagen kann. Dass Bär gezwungenermaßen auf ihre Erpressung eingeht…man kann es ihm einerseits nicht verübeln. Andererseits…er braucht einen kleinen Schock, um endlich zu begreifen, dass er nicht allein und seine wahre Familie stets um ihn herum ist. An dieser Stelle wollte ich mich spontan seinem Embargo der emotionalen Ausbrüche anschließen. Ab einem gewissen Punkt kommt man um die Tränen nicht mehr rum. Der entwickelte Plan der zusammen gewürfelten Familie ist großartig und zeigt von ihrem Kampfgeist. Als dann aber Otters Ex auftaucht, bin ich ja fast aus der Haut gefahren. Bärs Totalzusammenbruch hat mich ebenfalls kalt erwischt und ich hab nur noch wimmernd gehofft, dass doch sein Leidensweg endlich mal ein Ende hat und er sein wohlverdientes Happy End bekommt. Ob er es allerdings bekommt oder nicht, verrate ich nicht. Alles in allem ist „Bär, Otter und der Junge“ ein tolles Buch, das man nur empfehlen kann und für alle TJ Klune Fans ist es eh ein Muss. Ich freu mich schon auf den zweiten Teil, in dem es Neues von Bär, Otter, dem Jungen und ihrer Familie gibt. Wer kommt mit?

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