HERAUSGEBER: Dreamspinner Press
VEROFFENTLICHTAM: 18. August 2015
KLAPPENTEXT: Fortsetzung zu Familiengründung, Artenschutz inbegriffen
Nach seinem Schulabschluss verließ der sechzehnjährige Tyson Thompson die Stadt Seafare in Oregon zuversichtlich und mit großen Plänen, musste jedoch bald herausfinden, wie grausam die wirkliche Welt ist. Nun kehrt er nach vier Jahren des Versagens, einem Kampf gegen die Abhängigkeit und mit einer diagnostizierten Panikstörung an die Küste zurück. Sein Bruder Bär und dessen Mann Otter sind davon überzeugt, dass Tyson dort zu sich selbst zurückfinden wird. In der grünen Monstrosität und umgeben von seiner Familie bemüht sich Tyson, die Scherben seines Lebens wieder zusammenzusetzen.
Doch nicht lange nach seiner Rückkehr erfolgt die unvermeidliche Konfrontation mit Tysons Kindheitsfreund und erster Liebe Dominic Miller, mit dem er seit seiner Abreise aus Seafare keinerlei Kontakt hatte. Die Begegnung reißt alte Wunden auf, legt neue Geheimnisse offen und macht Tyson klar, dass seine Vergangenheit noch vielschichtiger ist als vermutet.
Zwischen vertrauten Gesichtern, neuen Freunden und alten Erinnerungen an die folgenschwere Entscheidung seiner Mutter erkennt Tyson, dass er sich für eine glückliche Zukunft erst mit seiner unglücklichen Vergangenheit auseinandersetzen muss.
Dir dritte Band zur „Bär, Otter und der Junge“-Reihe wird diesmal aus der Sicht von Tyson erzählt. Das Buch ist sehr emotional, tiefgründig aber nicht weniger humorvoll als die bisherigen Bücher. Neben einem kurzen Rückblick, wie Tyson und Dominic sich getroffen haben, berichtet uns Tyson von seinem Leben, ab dem Zeitpunkt, wo wir ihn im zweiten Buch verlassen haben.
Der Junge ist dabei seinen Highschoolabschluss mit Auszeichnung zu machen (wie soll es auch anders sein) und bereitet sich darauf vor, ca 5.000 Meilen weit weg aufs College zu gehen. Dass er dabei Teile seiner Familie und seinen allerbesten Freund zurück lassen muss, scheint ihm erst richtig bewusst zu werden, als die Zeit des Abschieds immer näher rückt. Als er dann seinen besten Freund auch noch mit einer anderen rumknutschen sieht, bricht für Tyson eine Welt zusammen. Er merkt, dass seine Gefühle mehr sind als nur Freundschaft. Er fühlt sich verraten und weiß aber auch nicht damit wirklich umzugehen. Bis zuletzt hofft er, dass Dominic ihn bittet zu bleiben. Die Worte bleiben jedoch unausgesprochen. Er zieht mit seinem Bruder Bär und dessen Mann, Otter, der wie ein Bruder-Vater für Tyson ist, weit weg und geht aufs College. Als dann mit einem Mal ein erschütternder Brief von Dominic kommt, reißt es Tyson den Boden unter den Füßen weg. Er will keine Erklärungen hören, alles was er sieht und fühlt ist Angst, Verlust und Verrat. Er bricht den Kontakt zu Dominic ab. Während sein Bruder und Otter im Sommer regelmäßig nach Hause fahren, bleibt Tyson allein zurück. Es geht sogar soweit, dass er seine Gefühle mit Tabletten betäubt. Er macht einen Entzug, mit Bärs und Otters Hilfe steht er es durch. Bis das College ihn suspendiert. Mit seinem neuen besten Freund (besten Freundin) und Ex, Corey/Kori, im Schlepptau, fährt Tyson mit seiner Familie zurück nach Hause nach Seafare zur grünen Monstrosität. Seine Familie wieder zu sehen, tut ihm gut, hat er aber dennoch Angst, Dominic zu treffen. Jedoch ist dieser beim Willkommensessen nicht mit dabei, seine Familie hat Rücksicht genommen, obwohl auch Dominic zur Familie gehört. Und wie soll es anders sein? Man nehme Bär, ein wenig zu viel Alkohol und ein brisantes Thema, dass man in einer solchen Runde besser nicht so drastisch zur Sprache bringt, und das Thompson-Familiendinner ist perfekt!! Man wartet eigentlich regelrecht drauf und „Neuling“ Corey kommt ganz auf seine Kosten, die angepriesene Familie seines besten Freundes und die leicht neurotische Seite dessen großen Bruders kennenzulernen.
Aber Tyson kann sich nicht ewig drücken und muss Dominic über kurz oder lang bald gegenübertreten. Dass Dom dann auch ausgerechnet der Polizist ist, der Tyson und Kori festnimmt, damit hat man ja nicht sofort gerechnet. Tyson muss zugeben, dass er seinen Freund vermisst hat, ein klein wenig zumindest, auch wenn ihm seine Hormone und pubertären Gedanken diesbezüglich den Gar ausmachen wollen. Aber wer kann schon einem an die gefühlten zwei Meter großen, muskulösen, dunkelhaarigen und verdammt sexy Cop widerstehen? Tyson fühlt sich immer noch zu ihm hingezogen, doch siegen seine Gefühle des betrogen worden seins. Als dann auch noch eine kleine Überraschung oben drauf kommt, ist Tyson vollkommen am Ende. Dennoch kann Corey/Kori ihn davon überzeugen, sich zumindest mit Dominic auszusprechen. Die beiden gehören nun einmal zusammen, vier Jahre Funkstille hin oder her. Sie sind halt unvermeidlich. Sie versuchen miteinander zu reden und Tyson muss eingestehen, dass er nicht alles gewusst hat oder sehen wollte. Während seine Familie einiges, was in den vier Jahren passiert ist, vor ihm verheimlicht hat um ihn zu schützen, ist Tyson allem anderen gegenüber eher wie blind gewesen. In der Hinsicht ist er halt wie sein Bruder. Das Offensichtliche ist ihm ein Rätsel und vollkommen nicht erkennbar. So sieht er nicht, dass Dominic ihn liebt, mehr als nur wie einen Bruder oder besten Freund. Als Tyson sich bei seiner Highschoolabschlussrede geoutet hatte, war es für Dominic wie ein Licht am Horizont. Doch dann ging alles schief, was nur schief gehen konnte. Jetzt ist Tyson wieder da, aber dennoch hat sich nichts zum Besseren gewendet oder bestehen Chancen darauf. Corey gibt aber dennoch nicht auf, denn wie auch alle anderen, sieht er, dass die beiden nun mal zusammen gehören. Dass es dann erst einen gemeinsamen Trip quer durch die Wüste zu einer Dragqueen, eine Übernachtung in einem Fetischverließ und Geschichten über einen homophoben Papageien braucht, damit die beiden sich endlich näher kommen und küssen, hätte man sich bei Bärs kleinem Bruder eigentlich denken können, oder nicht? Auf ihrem Heimweg machen Dominic und Tyson aber noch einen Umweg. Tyson muss, um sich und Dominic eine Zukunft aufbauen zu können, mit seiner Vergangenheit abschließen. Um einen Besuch bei seiner Mutter kommt er dabei aus seiner Sicht nicht drum herum. Vor Ort begegnet er auch seiner kleinen Halbschwester, Izzie. Dass seine Mutter sich in all den Jahren nicht geändert hat, ist schrecklich, aber dass sie dadurch erneut ein Kind mit versaut, ist umso übler. Wobei die kleine Izzie bis jetzt auch keine Hilfe oder Unterstützung hat, so wie Tyson sie mit Bär hatte und umgekehrt. Tyson verspricht ihr, sie niemals zu vergessen und dass sie jederzeit zu ihm kommen könnte, wenn sie einmal Hilfe braucht. Schweren Herzens aber dennoch ein wenig erleichtert, macht Tyson sich auf den Rückweg, Dom an seiner Seite wissend. Die beiden kommen sich näher und schmieden Pläne für die Zukunft. Tyson ist aber noch nicht ganz fertig und lässt noch einmal eine Bombe platzen. Er will alleine zurück ans College, um sein Studium zu beenden. Er will und muss es sich beweisen, dass er es auch alleine schafft. Den Kontakt behält er bei, wären sie alle doch nur eine Ablenkung für ihn, wenn sie direkt bei ihm wären. Er läuft also nicht wieder davon, sondern braucht einfach nur eine Chance, diesen letzten ihn belastenden Kampf alleine auszutragen. Und wie könnte es anders sein? Natürlich haben wir wieder ein Happy End. Es wurde auch langsam Zeit, dass der Junge jemanden findet, bei dem er ganz er selbst sein kann. Jemanden, der ihn versteht und für ihn da ist, wenn der Tag mal wieder mies war. Dom ist perfekt für ihn. Die beiden sind unvermeidlich. Und beide haben sich und ihr Happy End total verdient.
Was ich gut fand, war, dass es diesmal aus Tys Sicht war und auch Teile aus ihrer Vergangenheit mit einbezogen hat, die man so aus seiner Sicht ganz anders wahr nimmt. Und mal ehrlich, er ist echt eine kleine Kopie von Bär, zwar mit mehr im Kopf, aber was soziale Fähigkeiten und vor allem seine Blindheit Gefühlen gegenüber angeht…Manchmal will man die beiden einfach nur schütteln und dann knuddeln!! Sie haben ihr Glück direkt vor der Nase und wirklich jeder einzelne andere kann es sehen….nur die beiden nicht. Dass man dann immer etwas nachhelfen muss, da bewundert man die Menschen drum herum für ihre Geduld und möchte kleine Fleißbienchen verteilen.
Tys innere und tiefste Gedanken zu erfahren, war schon heftig und sehr bewegend. Solche Gefühle und Gedanken sollten Kinder und Jugendliche in seinem Alter niemals haben müssen. Mit Bärs und Otters Hilfe und der ihrer ungewöhnlichen Familie, hält der Junge sich zwar auf der Spur, aber dass auch irgendwann mal Grenzen erreicht sind… Es ist teilweise wirklich bewundernswert, wie mutig Ty sich durchs Leben kämpft und schlägt, anders kann man es gar nicht bezeichnen. Als er dann einsieht, dass er nur voran kommt, wenn er mit seiner Vergangenheit, sprich seiner Mutter abschließt, bricht es einem fast das Herz. Auch als er ihr dann gegenübersteht, am liebsten hätte ich ihr mal ordentlich den Marsch geblasen, diese Frau bringt mich einfach zur Weißglut. Die arme Izzie. Aber vielleicht hören wir von der kleinen Maus ja im nächsten Buch? Dass auch Bär und Otter in diesem Buch nicht zu kurz kommen, ist grandios. Zusammen mit Anna und Creed und dem kleinen JJ, einfach toll. Man erwartet geradezu ein solches Familienessen, bei dem Bär leicht neurotisch Monologe hält. Der Kinderwunsch der beiden war ja schon im zweiten Buch ansatzweise zu erkennen, dass sie ihn jetzt auch umsetzen wollen, find ich super. Lauter kleine Bärenotter auf die man sich freuen kann! Aber auch die Hingabe und den Beschützerinstinkt, vor allem von Bär, ist immer noch herzerwärmend und lässt einen Tränen in die Augen steigen. Ty ist nicht allein und alle wissen, dass er die Kraft hat, wieder auf seinen Weg zurück zu finden. Und Ty hat sich sein glückliches Happy End mit Dom an seiner Seite nun wirklich redlich verdient! Kurzum ein wirklich tolles Buch, eine klasse Fortsetzung, teilweise etwas langatmig, aber dennoch absolut lesenswert. Man kann diese Familie auch einfach nicht vergessen und ich hoffe, bald mehr von ihnen lesen zu können.